Zdravei Sofia! Irgendwie habe ich dieses Ding mit Osteuropa: Erasmus-Semester in Prag, erster Job in Cluj-Napoca (Rumänien) und nun endlich meine erste Reise nach Sofia. Schon der Landeanflug auf die Hauptstadt Bulgariens war ein Traum. Irgendwo hatte ich gelesen, dass die goldenen Dächer der bulgarisch-orthodoxen Alexander-Newski-Kathedrale (Sweti Aleksandar Newski) bereits aus dem Flieger gut zu sehen sind.
„Alle haben ihre Spuren in der Stadt hinterlassen: die Thraker, die Römer, die Byzantiner, die Osmanen und die Bulgaren.“
Beim Check-In hatte ich mich nach Gefühl für einen Platz in der rechten Sitzreihe entschieden und lag damit goldrichtig: Nachdem wir das grüne Ljulin-Gebirge hinter uns gelassen hatten, war auch schon Sofia in Sicht und es dauerte nicht lange bis das Wahrzeichen der Stadt zu meiner Rechten in vollem Glanz erstrahlte. Das war erst der Anfang. Meine schönsten Erlebnisse habe ich euch in acht Tipps für ein wunderbares Wochenende in Sofia zusammengefasst.
Inhalt
Den besten Ausblick auf die Alexander-Newski-Kathedrale genießen
Der Blick aus dem Fenster des Flugzeugs auf die Alexander-Newski-Kathedrale ist schon ein Highlight. Aber den schönsten Ausblick vom Boden aus auf das Bauwerk habt ihr von der Rooftop Bar im 9. Stock des Sense Hotels (16 Tsar Osvoboditel Blvd). Während die Rooftop Bar abends ein Hotspot für Sofioter ist und sich eine Reservierung empfiehlt, habt ihr am Nachmittag gute Karten einen Tisch zu bekommen und den wunderbaren Ausblick bei einem Kaffee zu genießen. Die Bedienung ist äußerst zuvorkommend und die Preise liegen für deutsche Verhältnisse und die Location absolut im Rahmen: ein Espresso kostet 4 BGN (entspricht etwa 2 EUR), ein Cocktails kostet 14 BGN (entspricht ca. 7 EUR).
{Tipp}: Wendet euren Blick auch mal auf die gegenüberliegende Fensterfront. Dort erstreckt sich das Witoschagebirge im Süden der Stadt.
Die Free Sofia Tour mitmachen
Die Free Sofia Tour ist ein Projekt der gleichnamigen gemeinnützigen Organisation und bietet euch einen perfekten Einstieg in die Hauptstadt Bulgariens. In gut 2,5 Stunden nehmen euch die Guides der Organisation, junge Berufstätige und Studierende, mit auf einen kostenlosen und englischsprachigen Rundgang vorbei an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Die Guides vermitteln euch dabei allerlei Hintergrund-Informationen zur Geschichte Sofias und verbinden diese auch mit dem einen oder anderen Späßchen. Daneben könnt ihr aus Mineralquellen trinken und bekommt einen Einblick in bulgarische Traditionen und Bräuche. Ein besonders schöner Brauch, den es in ähnlicher Form auch in Rumänien und Moldawien gibt, ist das gegenseitige Beschenken mit der Marteniza (rot-weißer Glücksbringer) am 1. März eines Jahres. Sobald es die ersten Frühlingsboten in Form von Schwalben, Störchen oder blühenden Bäumen zu sehen sind, werden die Glücksbringer an Bäume geknotet oder unter Steine gelegt. Wir kamen während der Tour auch an einigen Bäumen vorbei, an denen der rot-weiße Schmuck hängt.
„Sofia mit seiner Jahrtausende alten Geschichte ist ein Potpourri aus römischen Ruinen, klassizistischen Gebäuden, sozialistischen Protzbauten, goldenen Kirchkuppeln und spiegelnden Hochhausfassaden.“
Die Tour findet jeden Tag zweimal statt: einmal um 11:00 Uhr und einmal um 18:00 Uhr. Treffpunkt ist auf dem Vitosha Boulevard (Haupteinkaufsstraße Sofias) an der Ecke des Justizpalastes. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Seid einfach pünktlich zu einem der beiden Termin vor Ort und dann kann es losgehen. Ach ja, und haltet etwas Trinkgeld als Dankeschön für euren Guide bereit.
Kurioses entdecken
Auf eurer Erkundungstour durch Sofia werdet ihr an sogenannten Klek-Shops (Klek ist das bulgarische Wort für Hocke) vorbeikommen. Diese sind das Sofioter Pendant zum Berliner Späti – mit dem einzigen Unterschied, dass ihr die Läden nicht betreten könnt, sondern Süßigkeiten, Snacks, Zigaretten oder Alkohol durch Hocken vor dem kleinen Fenster, welches sich unmittelbar über dem Bürgersteig befindet, kauft. Einige von ihnen haben rund um die Uhr geöffnet.
Neben den Kleck-Shops, gibt es in Sofia eine weitere Kuriosität. Achtet mal auf kleine höhergelegene Häuschen, wenn ihr an größeren Ampeln steht. Der Sinn wollte sich mir erst nicht ganz erschließen, bis ich herausgefunden habe, dass Polizisten in den Häuschen die Ampeln manuell regeln können. Logisch!
Durch Sofias trendige Ecken schlendern
Gefühlt gibt es an jeder Ecke hübsche Cafés. Die besonders stylishen unter ihnen findet ihr rund um die Ulitsa Angel Kanchev (unweit vom Vitosha Boulevard), auf der Ulitsa Tsar Shishman (südlich der Alexander-Newski-Kathedrale), auf der Ulitsa Graf Ignatiev und auf der Ulitsa Shipka (hinter der Universität Sofia).
„Das Zentrum von Sofia könnt ihr sehr gut zu Fuß erkunden, da alle Highlights sehr dicht beieinander liegen.“
Auf der Ulitsa Angel Kanchev gibt es neben vielen Cafés auch Restaurants, Bars und einen amerikanischen Caravan, aus dem die Street Chefs (so der Name) selbstgemachte Burger und Pommes verkaufen (Burger um 8 BGN). Wenn ihr lieber etwas Süßes essen möchtet, stattet einfach dem 100 Grams of Sweets einen Besuch ab. Dort bekommt ihr Kuchen, bunte Kekse oder Kaffee in süßen blumengemusterten Tassen serviert (Stück Schokotorte um 3,4 BGN).
„Nicken und Kopfschütteln haben in Sofia komplett die gegenteilige Bedeutung.“
Die Gegend um die Ulitsa Tsar Shishman ist vor allem für ihre Streetart bekannt. Hier und da könnt ihr zwischen hübschen Deko-Shops, Buchläden und Cafés kleine Kunstwerke entdecken: verzierte Stromkästen, einen riesigen Pfau auf einer Hauswand oder kreativ gestaltete Hausnummern.
{Tipp}: Wenn ihr Eis-Liebhaber seid, probiert unbedingt die Gelateria Naturale aus. Sehr lecker! (2 Kugeln 4 BGN)
Auf der Ulitsa Graf Ignatiev kam bei mir ein bisschen San Francisco- oder Lissabon-Feeling auf – aufgrund der alten Straßenbahnen, die sich ihren Weg über einen Hügel am Horizont bahnen. Wunderschön!
{Tipp}: Besonders chillig fand ich es im Café Lime zu sitzen und das Treiben zu beobachten.
Gleich hinter der Universität Sofia versteckt sich die Ulitsa Shipka. Auch dort tobt das Leben in den Cafés, Restaurants und Bars.
{Tipp}: Wenn ihr euch für Blumen begeistern könnt, dann solltet ihr euch das Blumengeschäft L’amore anschauen. Allein schon die Außenberankung mit Blumen ist eine Augenweide.
Über Märkte spazieren
Neben dem Frauenmarkt (Zhenski Pazar) gibt es in Sofia viele weitere Märkte. Der erste Markt, auf den ihr stoßen werdet, wenn ihr die Schönheit der Alexander-Newski-Kathedrale bewundert habt, ist der gleich danebengelegene Flohmarkt auf einer kleinen Grünanalage. An den vielen Ständen wird bulgarische Handwerkskunst feilgeboten, vor allem Ikonen-Bilder, Matroschkas, Uhren und Kameras.
Wenn ihr auf der Ulitsa Graf Ignatiev unterwegs seid, dauert es nicht lange und kommt am Open-Air-Buchmarkt auf dem Slaveikov Platz vorbei. Unter den Tischen huschen Straßenkatzen vorbei und auf den Tischen reihen sich unzählige Pappkartons gefüllt mit Büchern aneinander.
Genau zwischen der Sofioter Synagoge (Sofijska Sinagoga) und der Banya Bashi Moschee, im Toleranz-Dreieck mit der Nedelja-Kirche, liegt die im Neorenaissance-Stil erbaute Zentralmarkthalle Sofia (Tsentralni Hali). Dort könnt ihr Käse, Fleisch- und Wurstwaren, Obst, Gemüse, Wein, Souvenirs und Kleidung kaufen. Im Kellergeschoss wurden die Überreste der römischen Festungsmauer von Serdica zur Besichtigung freigelegt.
Aus warmen Mineralwasserquellen trinken
Sofia war bereits in der Antike für seine vielen Mineralwasserquellen bekannt. Insgesamt gibt es in der Stadt 42 Quellen. Einige von ihnen findet ihr mitten im Stadtzentrum, beispielsweise vor dem farbenfrohen Zentralen Mineralbad Sofia (Zentralna mineralna banja), der Banja-Baschi-Moschee (Banja baschi dschamija) und der TZUM Shopping Mall.
Das Quellwasser steht allen kostenfrei zur Verfügung und kann bedenkenlos getrunken werden. Da einige Stadtbewohner nur über ein geringes Einkommen verfügen und sich das Wasser aus dem Supermarkt nicht leisten können, füllen sie ihre Flaschen mit dem heißen Mineralwasser an den Brunnen auf. Falls ihr durstig seid, probiert doch auch mal das Wasser!
Auf Sofias Straßen entschleunigen
Die Sofioter sind ziemlich entspannt. Während ich zu Beginn meiner Reise auf den Straßen Sofias noch im Berliner Stechschritt unterwegs war und mich an den Einheimischen vorbeischlängelte, hatte ich mein Tempo zum Ende der Reise merklich gedrosselt und dem gechillten Vibe der Stadt angepasst. Ich war in kompletter Urlaubstimmung. Diese Leichtigkeit hielt auch noch einige Zeit nach meiner Rückkehr nach Deutschland an. Ein perfekter Ort zum Runterkommen!
„Entspannt, entspannter, Sofia!“
In den Parks chillen
Sofia ist eine grüne Stadt. Ihre Häuserreihen und Plätze werden immer wieder von kleinen Parks durchbrochen. Sobald sich die Sonne blicken lässt und es warm genug ist, strömen die Sofioter in ihre Parks und chillen auf den Wiesen. Mit dabei haben sie einen typisch bulgarischen Snack: in Zeitungspapier gewickelte und gebackene Sonnenblumenkerne (Semki). Diese werden häufig vor den Parks verkauft.
Am besten gefielen mir der Park um das Akademische Nationaltheater Iwan Wasow und der Park um die Sveti Sedmochislenitsi Kirche. Zufällig erreichte ich diesen Platz am Sonntag gegen 11:00 Uhr und konnte folgendes wunderbare Schauspiel miterleben: eine ältere Dame fütterte vor der Kirche Tauben mit Brotkrumen, eine Scharr Sofioter strömte nach Ende der Messe aus der Kirche und ein Herr spielte so wunderschön Trompete, dass dieser Platz zu genau diesem Zeitpunkt mir als wohl eines meiner schönsten Erlebnisse in Sofia im Gedächtnis bleiben wird.
⋅ Sofia hat ca. 1,2 Mio. Einwohner und ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Bulgariens
⋅ Die Flugzeit von Berlin nach Sofia liegt bei ca. zwei Stunden
⋅ Die bulgarische Währung heißt Leva (1 EUR=1,95 BGN)
⋅ Sofias Flughafen liegt 12 km östlich der Innenstadt
⋅ Fahrt mit der Metro (Blaue Linie) vom Flughafen ins Stadtzentrum (Universität Sofia) dauert ca. 20 Minuten und kostet 1 BGN (0,5 EUR), weitere Infos findet ihr hier
⋅ Fahrt mit dem Taxi vom Flughafen ins Stadtzentrum kostet um die 20 BGN
⋅ Strom: 220V, 50Hz
⋅ Hinter der Stadt erhebt sich das Witoschagebirge, perfekt für Ausflüge und zum Snowboarden
⋅ In fast allen Cafés und Restaurants gibt es WI-FI
⋅ Das Wasser aus der Leitung könnt ihr bedenkenlos trinken
⋅ Preise: Bier (1-2 BGN in Shops und 2-5 BGN in Bars), Kaffee/Tee (1-2 BGN), Sandwich (3-5 BGN, probiert Princessa und Job), Suppe (2-4 BGN, probiert Shkembe Chorba oder Tarator), Salat (4-7 BGN, probiert Shopska Salat und Kyopolou), Hauptgericht (8-16 BGN, probiert Moussaka und Sarmi)
⋅ Das bulgarische Nationalgetränk ist Rakia
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