Tuschkastensiedlung Gartenstadtweg, 12524 Berlin-Treptow
S8, S85 Grünau // S9, S45 Altglienicke // 163 Gartenstadtweg
Wenn Architektur, Muster und Farben zusammenkommen und dann noch Bruno Taut im Spiel ist, kann es nur sehenswert sein. Mit der S 8 ging es für uns vorletztes Wochenende nach Grünau, um die Gartenstadt Falkenberg oder auch Tuschkastensiedlung genannt, zu erkunden. Der Weg führte uns von der S-Bahnstation Grünau über die Bruno-Taut-Straße bis zum Gartenstadtweg.
Inhalt
Eine heile Welt rund um den Gartenstadtweg
Rund um den am Hang gelegenen Gartenstadtweg und den Akazienhof fanden wir eine idyllische heile Welt vor. Die Häuser der Wohnsiedlung sehen aus wie aus Kinderzeichnungen entsprungen: eine Tür, Fenster mit Fensterläden und ein Garten davor. Kein Haus gleicht dem anderen und alle sind kunterbunt. Manche haben eine Veranda oder hölzerne Balkonbrüstungen, andere sind mit blau-weißen oder rot-schwarzen Mustern versehen und wiederum andere strahlen knallblau, zartgrün, ockerfarben oder gelb. Das für mich schönste Haus ist jedoch rund um die Eingangstür mit einem gelb-orangen Rautenmuster verziert und befindet sich in der Gartenstraße 29, etwas versteckt in einem kleinen Zwischengang.
Revolutionäre Architektur von Bruno Taut und Heinrich von Tessenow
Bruno Taut und Heinrich von Tessenow entwarfen die farbenfrohe Wohnsiedlung für die Gartenstadt Falkenberg im Jahr 1912. Mit den Entwürfen wollten sie die sozial schwachen Menschen in Berlin aus den Mietskasernen holen und ihnen am grünen Stadtrand in der Wohnsiedlung ein schöneres Leben ermöglichen. Dies war zu der damaligen Zeit ein revolutionärer Gedanke. Heute reißen blaue, gelbe oder rote Häuserfassaden niemanden mehr vom Hocker, doch damals stießen die Entwürfe auf großen Widerstand aus der Bevölkerung.
Es herrschte der Gedanke vor, dass nur die Materialfarben die „rechtmäßigen Farben“ der Architektur seien. Die Häuser hätten also nach grauem Beton aussehen müssen, um dem vorherrschenden Grundsatz zu entsprechen. Dem damaligen Berliner Bürgermeister Dr. Gustav Böß ist es zu verdanken, dass das Bauvorhaben durch einen Erlass, der den Architekten freie Hand gewährte, doch umgesetzt werden konnte. Im Jahr 2008 wurde die Tuschkastensiedlung in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.
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